Mittwoch, 7. November 2012  22.25 Uhr

Erstausstrahlung auf 3SAT
https://wandaogo.jux.com/638727

(….) Liebesfilm. Anders kann man Britta Wandaogos “Nichts für die Ewigkeit” nicht nennen. Zwölf Jahre lang hat sie gedreht, wenn ihr Bruder Dirk auf Droge war, er runterkam – und wieder von vorn anfing. Nur scheinbar ein stetes Auf und Ab, denn eigentlich ist klar: Es geht immer weiter bergab mit Dirk. Doch Wandaogos Collage aus ersten, zögerlichen Kameratests, die die angehende Regisseurin Anfang der Neunziger unternimmt, bis hin zu ihren fordernden Profi-Aufnahmen, die 2005, im letzten Lebensjahr des Bruders, entstehen, erzählt nicht die Geschichte eines Abstiegs. Vielmehr überträgt sich die Nähe und Energie zwischen den Geschwistern auf den Zuschauer und sorgt für einen unwiderstehlichen Sog in das Leben der zwei. Man ist für kurze Zeit an ihrer Seite. Bei Britta, wie sie heiratet und ein Kind kriegt. Und bei Dirk, wie er seine Lebensgier mit allen Mitteln zu stillen versucht und keines findet, das ihm Ruhe verschafft.

Zum Schluss schreitet man mit Wandaogos Kamera durch Dirks verlassene Wohnung, durch eine Tür, hinter der sich ein blutverschmiertes Badezimmer auftut – und man spürt einen unmittelbaren Verlust. Und doch hinterlässt der Film eine offene, auf ihre Art tröstliche Frage: Ist ein Leben wirklich vergeudet, wenn man es so intensiv lebt, wie es Dirk getan hat?

http://www.spiegel.de/kultur/tv/dokumentarfilme-auf-3sat-mit-thomas-heise-heidi-specogna-a-864926.html