Duisburger Filmwoche
Podium: Britta Wandaogo (Regie) Hilde Hoffmann (Moderation)
Eine unprätentiös erzählte Beziehungsgeschichte, die nicht in eine feste Narration gegossen ist (Hilde Hoffmann): Die Kamera scheint beim Drehen keine Rolle zu spielen und erzeugt eine unglaubliche Nähe, aber gleichzeitig scheint viel von dem, was passiert, nur zu passieren, weil eine Kamera da ist, die diesen „ausgesprochenen Selbstdarstellern“ (Britta Wandaogo) Raum gibt. Eine Kamera, die das Leben erweckt.
Die Wohnküche wird zum imaginären Marktplatz, wo die Probleme von außen & innen aufeinandertreffen und verhandelt werden (müssen). Eine Beziehung, die äußere bürokratische Prozesse und innere Identitätsfragen durchleben muss bzw. letztlich (auch daran) scheitert. Fragen von Differenz werden im Detail gezeigt: wie sowas gut gehen oder eben scheitern kann. Große Themen – wie Judgement Day beim Haareschneiden – werden verhandelt bzw. finden hier einen Raum, wo Fragen der Religion, der Verwurzelung, des Glaubens und der alltäglichen Lebens-Praxis öffentlich werden. Verlaufsformen bzw. Osmosen von Lebensformen werden sichtbar: Zusammenleben (müssen). Diese Konflikte werden nicht didaktisch aufgearbeitet und sie werden auch nicht „erklärt“ (Hilde Hoffmann). Britta Wandaogo wollte kein Erklärstück machen: Erklärungen in Filmen sind Fahrkarten zum Vergessen.
German Titel: Liebe weiss schwarz
Christine (23) und Natalie (25) lieben schwarze Männer. Aber ihre Beziehungen schwanken zwischen trautem Heim und ständiger Überforderung. Wer kümmert sich um die Kinder, wer bleibt zu Hause, wer geht in die Disko? Genervte Mütter ärgern sich über abwesende Väter. Konflikte werden zwischen laufendem Fernseher, Gebetsteppich und Kindergarten ausgetragen. Am Ende hält die Liebe den Eifersüchteleien und nächtlichen Handykontrollen nicht stand. Aus verliebten Paaren werden alleinerziehende Mütter. Die beiden vierjährigen Kinder Hakim und Jamal machen in diesem Trennungschaos ihre ersten eigenen Schritte.
Die Filmemacherin Britta Wandaogo erzählt in ihrer Langzeitbeobachtung „Liebe weiß schwarz“ über zwei turbulente Jahre hinweg den Beziehungsstrudel der jungen Eltern. Ihre Lust und ihr Frust am Leben stecken den Betrachter an. Wie schon im ersten Film „Liebe schwarz weiß“, der mit dem „Civis-Medienpreis“ und dem „Deutschen Sozialpreis“ ausgezeichnet wurde, stellt Britta Wandaogo auch in ihrer neuen Folge alltägliche Geschichten unverfälscht dar und zeigt die Innenansicht eines jungen deutsch-afrikanischen Alltags mitten in Köln.
Redaktion: Enno Hungerland WDR