Andy ist 21 Jahre alt und arbeitet in einer Altpapierverwertung. Er steht an der Presse, sortiert Papier und Plastikmüll und muss die gepressten Ballen für den Weitertransport nach China und Übersee verladen. Ein richtiger Knochenjob. Jeden Tag kommen die Lastwagen und bringen neues Material: Hülsen, Containermüll, Druckereiabfälle. Andy gilt als fleißiger Typ, der sich für nichts zu schade ist: „Entweder mach ich meine Arbeit richtig, oder gar nicht, auf halbe Sachen hab ich keinen Bock.“
Andy hat gelernt durchzuhalten, denn er weiß für wen: seine drei Kinder warten sehnsüchtig jeden Abend darauf, dass Papa nach Hause kommt.
Das Leben nach der Arbeit spielt sich bei Andy anders ab, als bei seinen Kumpels. Den Ältesten vom Kindergarten abholen, Haushalt, Papierkram. Freizeit gibt es kaum. Die ständigen Geldsorgen erinnern ihn jeden Tag daran, dass er mit seinem Job die Existenz der Familie sichern muss. Als seine Freundin das vierte Kind erwartet, spitzt sich die Situation zu: „Wenn man so jung ist, kommt das schon krass rüber, mit drei Kindern ist es schon hart!“ Andys Lebensphilosophie ist geprägt von naivem Optimismus und einem starken Willen. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass es irgendwann wieder bergauf gehen kann: „Ich bin nicht blöd, bin gut gebildet und kann mir selber helfen. Ich finde, wir machen das mal ganz schön stark zusammen und wenn ich den Führerschein hätte, würde ich auch nicht so einen Drecksjob machen.“
Aus Andys Blickwinkel wird erfahrbar, wie nah Existenzwille, Hilflosigkeit und Liebe beieinander liegen. Mit 21 Jahren trägt er eine Verantwortung, die wenig Platz für Romantik lässt.
Menschen Hautnah / Redaktion: Enno Hungerland